Sterne
An die Sterne
Sterne, in des Himmels Ferne! die mit Strahlen bessrer Welt ihr die Erdendämmrung hellt; Sterne, in des Himmels Ferne! Schau’n nicht Geisteraugen von euch erdenwärts, daß sie Frieden hauchen in’s umwölkte Herz!
Sterne, in des Himmels Ferne! träumt sich auch in jenem Raum, eines Lebens flücht’ger Traum? Sterne, in des Himmels Ferne! hebt Entzücken, Wonne, Trauer, Wehmuth, Schmerz, jenseit unsrer Sonne auch ein fühlend Herz!
Sterne, in des Himmels Ferne! winkt ihr nicht schon Himmelsruh’ mir aus euren Fernen zu? Wird nicht einst dem Müden auf den goldnen Au’n ungetrübter Frieden in die Seele thau’n!
Sterne, Sterne, bis mein Geist den Fittig hebt, und zu eurem Frieden schwebt, hang’ an euch mein Sehnen, hoffend, glaubevoll!
O ihr holden, schönen, Könnt ihr täuschen wohl?
Friedrich Rückert (1788-1866)